Jahresrückblick 2022 – Teil II

Die zweite Jahreshälfte hielt für Daniel und mich viele schöne Momente bereit, an die wir sehr gern zurückdenken. Dazu kam dann noch eine ganz wichtige Nachricht, auf die wir sehnlich gewartet hatten: Daniel hat eine Jobzusage in meiner Heimatstadt bekommen – der Startschuss in ein chaotisches halbes Jahr mit wenig Zeit zum Fotografieren, dafür umso mehr zu tun: Verträge kündigen, Sachen aussortieren, Wohnung ausbauen, Möbel kaufen und so weiter und so weiter. Ihr kennt das!

Die Fotografie kam im Alltag viel zu kurz. Deswegen war es uns wichtig, gezielt Tage mit der Fotografie zu verbringen. Einzelne Tage oder auch mehrere Tage hintereinander, wo wir uns nicht mit dem Umzug, sondern mit unseren Kameras und der Natur beschäftigten. Diese haben unglaublich gutgetan und gaben Kraft für die nächsten Aktionen, die anstanden. Doch bevor das alles losging, stand erstmal etwas anderes auf unserem Plan: Camping!

Neben dem Zelt

Ihr wundert euch über die Überschrift? Zurecht! Es war so ganz typisch für mich, was an diesem Freitagabend passierte… Aber von vorne. Meine Kollegin Marion hat einen Bauernhof und hat mir schon häufig von den vielen Hasen, Rehen und Fasanen erzählt, die allabendlich in Hofnähe kommen. Also hatten wir beschlossen, etwas abseits der Gebäude unser Zelt aufzuschlagen und hier zu fotografieren. Wir packten das Equipment zusammen, warfen den Schlafsack und die nagelneuen Isomatten zusammen mit dem Zelt ins Auto. Nach 30 Minuten Fahrt kamen wir auf dem Hof an. Auf einem kurzen Rundgang zeigte Marion uns die besten Stellen. Wir holten unsere Sachen zu dem Platz unter den alten Bäumen, wo wir schlafen wollten.

Daniel schaute etwas suchend und fragte: „Wo ist denn unser Zelt?“ Nach einigem Hin und Her mussten wir feststellen: Was ich da eingepackt hatte, war mein altes Einmannzelt… unser neues Zweimannzelt lag zu Hause! Ziemlich frustriert überlegten wir, was wir jetzt machen sollten. Wir waren eh schon spät dran. Noch mal nach Hause und zurück, was eine Stunde Fahrtzeit bedeutet hätte, wäre nicht möglich gewesen vor Beginn der goldenen Stunde. Also nach dem Fotografieren abbrechen und nach Hause fahren? Das kam nicht in Frage, wir hatten uns doch so gefreut! Was blieb also übrig? Genau! Zelt aufschlagen für das Equipment und die Isomatten und den Schlafsack einfach danebenlegen! Ein Bett unter den Sternen…

Mit dieser Entscheidung konnten wir gut leben und konnten nach einigen Minuten des Ärgerns schon herzlich über das Missgeschick lachen. Wir futterten unser Abendessen und zogen dann los zu den Stellen, die Marion uns gezeigt hatte, wo wir jede Menge Rehe und auch einige Hasen antrafen. Leider war es fotografisch für mich nicht sonderlich ergiebig. Ich hatte gerade die Canon R6 neu und war noch relativ überfordert mit der Handhabung. Dennoch war es ein wunderschönes Erlebnis, die Tiere zu beobachten. Zwischendurch fand ich noch einige Schmetterlinge am Wegesrand, die sich schön gegen den leuchtenden Abendhimmel absetzten. Nach der Abendrunde verschwanden wir in unserem Schlafsack und beobachteten die Sterne, bis wir einschliefen.

Im Camper

Wie ihr ja in meinen allerersten Artikeln hier im Blog schon lesen konntet, waren wir in diesem Sommer mit dem Camper in Schweden unterwegs. Schon im vergangenen Jahr hatten wir uns einen Camper gemietet, einen Mercedes Marco Polo, und waren damals damit in Deutschland unterwegs. Dieses Mal wollten wir unbedingt Richtung Norden. Schweden hat uns beide schon lange interessiert und nun wollten wir endlich unseren Traum erfüllen. Der Camper, dieses Mal ein Ford Nugget Plus, entsprach in fast allen Punkten unseren Bedürfnissen – bis auf ein kleines Platzproblem: Die Fotorucksäcke mussten wir jedes Mal wegräumen, wenn wir weiterfahren oder uns hinten aufhalten wollten. Aber das ist schnell gemacht und hat den Wohlfühlfaktor daher nicht beeinflusst.

Von Schweden waren wir völlig begeistert. Je weiter wir nach Norden fuhren, umso beeindruckender waren vor allem die Wälder. Urig und moosig, mit viel Totholz, sumpfigen Stellen und saftig grünen Pflanzen. Auch die kleinen und großen Seen des Landes waren immer wieder ein Hingucker. Ruhig und unscheinbar fügten sie sich in die Landschaft aus Weiden und Wäldern ein. Schwedens vielfältige Tierwelt war mindestens genauso beeindruckend wie die Landschaft. In vielerlei Hinsicht war ich von ihr überrascht. Mehr zu diesen drei fotografischen Themen könnt ihr in meinen Schweden-Artikeln lesen: Schweden, Kapitel I: Seen, Schweden Kapitel II: Wälder & Schweden, Kapitel III: Wildlife.

Zu Hause

Der Sommer verging, die Hitze brütete über Deutschland, die Bäume ließen durstig ihre Blätter hängen. An vielen Tagen fehlte uns einfach die Energie, um am Ende eines heißen, sonnigen Tages noch fotografieren zu gehen. Wie einladend war da doch die Libelle, die ihren Ansitz auf einem Pflanzenstab mitten im Garten hatte. Super zugänglich an einem sonnigen Platz mit dunklem Hintergrund. Wir tobten uns gleich mehrfach an ihr aus. Je nach Winkel, in dem das Licht von der Sonne reflektiert von den Flügeln auf den Sensor traf, schillerten die feinen Häutchen zwischen den Adern in allen Regenbogenfarben. Was für ein faszinierendes Phänomen! Mit diesen Erfahrungen flammte meine Libellenliebe wieder richtig auf. Deswegen habe ich ihr einen eigenen Artikel gewidmet.

Als die Hitze abnahm, die Tage kürzer wurden und der Herbst langsam Einzug hielt, wurde ich auf eine Menge Spinnenweben an „meinem“ Platz im Wald aufmerksam. Hier der gleiche Effekt wie bei den Libellen: Die seidenen Weben der Spinnen schillerten in den wunderschönsten Farben, wenn die Sonne im richtigen Winkel darauf traf. Besonders in der Unschärfe entfalteten sie ihre ganze Schönheit. So verbrachte ich einen ganzen Nachmittag im Wald, um mich an den farbenfrohen Schönheiten auszutoben.

Pilze und Wald

Wie ihr ja vermutlich selbst beobachtet habt, hatten wir im Herbst einen richtigen Pilz-Boom. Trotz der unglaublichen Dürre im Sommer hatten sich die Pilze nach wenigen Regentagen durch den harten Boden gekämpft oder streckten ihre „Köpfe“ aus ihren Wirtsbäumen. So konnte ich dieses Jahr endlich wieder meinen Lieblingspilz, den Buchenschleimrübling, fotografieren. Doch auch Fliegenpilze kamen in diesem Jahr nicht zu kurz! Nachdem wir schon befürchtet hatten, zu spät dran zu sein, fanden wir in einem Wald in der Nähe von Daniels Zuhause Unmengen riesiger, perfekt ausgebildeter Exemplare. Was für eine Wonne, sich diesen Gewächsen hinzugeben!

Neben den Pilzen als Motiv habe ich im und am Wald noch weitere Bilder gemacht in der zweiten Jahreshälfte. Hierbei habe ich mich vor allem mit Mehrfachbelichtungen beschäftigt. Teilweise waren es nur zwei oder drei Bilder, die ich miteinander verrechnen lassen habe, manchmal waren es aber auch fünf oder sechs oder sogar mehr. Teilweise habe ich Defokusaufnahmen mit einfließen lassen, sodass am Ende ziemlich abstrakte Ergebnisse entstanden.

Ruhrauen

In meinem Artikel Planänderung an der Ruhr hatte ich euch von meinem Vorhaben erzählt, die Wasservögel auf dem langsam dahinfließenden Altarm mit den Lichtern des gegenüberliegenden Ufers in ein Bild zu bringen. Nachdem das Vorhaben am ersten Morgen nicht glückte, habe ich es eine Woche später erneut probiert. Dann mit mehr Erfolg! Zwar waren die Gänse leider nicht so nah wie erhofft, doch konnte ich durch geschicktes Positionieren und den Einsatz von ICM einige zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Nachdem die Lampen ausgeschaltet wurden, konnte ich mich noch ein wenig mit den Singvögeln beschäftigen, die dort, wie in vielen Stadtparks auch, ziemlich zahm sind und sich wenig von dem großen schwarz-grauen Gerät in meiner Hand irritieren ließen.

Wintereinbruch

Und dann kam der Winter. Mit bis zu knackig kalten -10°C hatten wir über eine Woche lang Dauerfrost in meiner Region. Trotz aller widrigen Umstände (ich hatte einfach nie Zeit!) gelang es mir, einen Vormittag in einen ehemaligen Steinbruch zu gehen, um dort die Eistrukturen auf dem Wasser und das Lichtspiel der aufgehenden Sonne zu fotografieren. Ein Vormittag wie ein Kurzurlaub. Allen Stress, alle Räumerei, alle Sorge um eine mögliche Coronainfektion waren in diesen Stunden vergessen.

Ich wünsche euch, liebe Leser und Leserinnen, viele solcher erholsamen Momente im kommenden Jahr. Bleibt gesund und geht nach draußen!

Herzliche Grüße

Christine

2 Comments
  • Susanne Steinhoff

    31. Dezember 2022at15:29 Antworten

    Liebe Christine, Danke für Deinen wundervollen Jahresrückblick. Diese Masse an traumhaften Fotos! Deine Art zu fotografieren trifft 100%ig genau meinen Kunstgeschmack. Ich wünsche Euch einen Guten Rutsch und ein glückliches 2023!

    • Christine Averberg

      2. Januar 2023at6:25 Antworten

      Vielen Dank, das freut mich sehr!

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