Libellenliebe

Wir haben das Glück, in einem Haus mit naturnahem Garten zu wohnen, in dem es viele Insekten und auch einen kleinen Teich gibt. Auch einige der Nachbarn haben Teiche, die allesamt sogar deutlich größer sind als unser kleiner, fischloser Tümpel. Durch diese vielen Kleingewässer hat sich über die Jahre eine recht vielfältige und stabile Libellenpopulation entwickelt. Von den genauen Arten habe ich wenig Ahnung, aber ich weiß, dass wir im Garten sowohl Kleinlibellen als auch Großlibellen haben. Die unterscheidet man übrigens an ihrer Flügelhaltung im Ruhezustand. Kleinlibellen legen ihre Flügel parallel zum Körper an, bei Großlibellen stehen sie ab, wie bei einem Flugzeug die Flügel.

Andersartig und abstrakt

Nachdem ich in den letzten Wochen bereits einige meiner aktuellen Libellenfotos gezeigt habe, wurde ich häufiger gefragt, wie ich die Bilder gemacht habe und was die Intention hinter dem einen oder anderen ganz bestimmten Bild ist. „Meine“ Art der Libellenfotografie ist sicherlich ein wenig speziell und nicht gerade so, wie die meisten es sich vorstellen. Deswegen möchte ich euch heute mal erzählen, was genau ich da eigentlich mache.

Wer meine Art zu fotografieren kennt, der weiß, dass ich bei meinen Bildern keinen Wert auf möglichst scharfe und realistische Abbildungen der Tiere lege. Ich möchte die Tiere abstrakt darstellen. So, dass einen das Bild direkt anspricht und man doch noch einen kurzen Moment überlegen muss, was man da gerade eigentlich vor sich hat. So, dass es einem gleich vertraut vorkommt, man aber doch nicht sofort sicher ist, um welches Tier es sich handelt.

Technik und Techniken

Da ich nur ein relativ gewöhnliches Makroobjektiv (Sigma 105mm f2.8) ohne besonderen Abbildungsmaßstab habe (1:1), nutze ich kleine Tricks, um bei der Insektenfotografie, speziell bei Libellen, zu den gewünschten Ergebnissen zu kommen. Um die Tiere abstrakt darstellen zu können, brauche ich einen größeren Abbildungsmaßstab. Deswegen schraube ich zwischen Objektiv und Kamera sowohl einen Zwischenring – den größten, den ich habe – als auch einen Telekonverter. Manchmal baue ich mir dann noch eine Nahlinse (Raynox 150) vor das Objektiv – so erreiche ich ein größtmögliches Maß an Abstraktion im Bereich der Libellenfotografie.

Habe ich meine Ausrüstung also zusammengeschraubt, geht es nicht, wie man denken könnte, ans Stativ. Ich fotografiere mit dieser Kombination ausschließlich freihand und mit manuellem Fokus. Dazu stelle ich den Fokus auf die Naheinstellgrenze. Dann taste ich mich langsam an das Tier heran, bis der gewünschte Bereich sich mehr oder weniger scharf im Bildausschnitt befindet. Um „scharf zu stellen“ bewege ich die Kamera dann unter Dauerfeuer vor und zurück. Heraus kommen unterschiedlichste Bilder mit verschiedenen Schärfeebenen. Manchmal ist dann auch ein Defokusbild dabei, dass dann durchaus nicht direkt im Papierkorb landet.

Empfindsame Edelsteine

Die allermeisten Libellenfotografen quälen sich in den frühesten Morgenstunden aus dem Bett, um an See- und Flussufern taubenetzte und somit flugunfähige Tiere aufzufinden. Das hat ohne Frage seinen Reiz, denn die hauchzarten Flügel gepaart mit sanftem Morgenlicht und winzigen, glitzernden Tautropfen sind eine wirklich zauberhafte Kombination.

Doch habt ihr euch mal einen Libellenflügel im Mittagslicht angeschaut? Die Flügel mancher Arten schillern in verschiedenen Farben, wenn sie sich im richtigen Winkel zur Sonne befinden. Sie funkeln regelrecht, wie Edelsteine! Dieser Anblick fasziniert mich wirklich sehr und verführt mich immer wieder zum Fotografieren. Natürlich muss man sich in so direkter Nähe zu den Tieren sehr behutsam bewegen. Wenn man diese Regel jedoch beachtet, sind die Tiere äußerst entspannt und kehren nach einem kurzen Beutezug sofort wieder an ihren Ansitz zurück.

Was sind eure Erfahrungen mit Libellenfotografie? Habt ihr es auch schon einmal mittags probiert? Lasst es mich wissen und hinterlasst gerne einen Kommentar! 😊

Eure Christine

2 Comments
  • Susanne Steinhoff

    14. September 2022at13:15 Antworten

    Wundervoll! Ich habe Dich durch den Hashtag “Zeitweise1x1” gefunden und ich bin absolut und total begeistert von Deinen Bildern – das ist GENAU die Art Fotografie, wie ich sie liebe und teilweise auch selber praktiziere. Libellen sind Mittags durch ihre Agilität eine echte Herausforderung. Seltsamerweise finde ich es noch am einfachsten, die Libelle von vorne abzulichten (obwohl sie einen da direkt ansieht), so nah von der Seite oder von nur einem Teil des Flügels habe ich es bisher noch nicht geschafft – aber ich gebe nicht auf 🙂
    Danke für Deine Inspiration!

    • Christine Averberg

      14. September 2022at18:56 Antworten

      Herzlichen Dank für deinen Kommentar! Es freut mich, dass dir der Artikel gefällt. Probiere es einfach weiter, das wird schon klappen! 😊

Post a Comment