Der Buchenschleimrübling – mein Lieblingspilz!
Ist es verrückt, wenn man einen Lieblingspilz hat? Ein bisschen vielleicht. Meiner ist, dicht gefolgt vom Fliegenpilz, ganz sicher der Buchenschleimrübling. Das liegt auch daran, dass ihn kaum jemand kennt und die allermeisten seine wirkliche Schönheit niemals zu Gesicht bekommen werden. Woran das liegt? Ganz einfach: Kaum jemand legt sich mit dem Kopf unter eine morsche oder abgestorbene Buche – oder?
Der Pilz
Vorab ein kleines bisschen Biologie: Buchenschleimrüblinge wachsen, wie ihr Name schon andeutet, vor allem an Buchen, sehr selten wohl auch an anderen Bäumen. Ich habe das allerdings noch nie gesehen. Der Pilz hat eine schleimige Hutoberfläche, was für ihn ebenfalls namensgebend ist. Der Pilz kommt vor allem im Bergland vor, jedoch gibt es auch im Flachland teils größere Vorkommen.
Das kuriose an ihm ist, dass er zwar ein Baumpilz ist, aber wie ein ganz „normaler“ Waldpilz mit einem Stiel aus dem Holz des Baumes wächst. Dazu hat er, solange er noch frisch und intakt ist, eine grazile Schönheit, die sich einem erst eröffnet, wenn man ihn von unten betrachtet. Die Lamellen ziehen sich zart und weiß vom Stiel bis zum Hutrand.
Die Funde
Leider konnte ich noch nicht oft Buchenschleimrüblinge fotografieren. Mein Debüt dazu hatte ich während eines Waldworkshops mit Stefan Imig (www.stefan-imig.de). Kurz darauf fand ich ein Exemplar in meinem „Hauswald“, sodass man meinen könnte, dass ich ihn seitdem jährlich vor die Linse bekommen hätte. Doch irgendwie war ich danach immer zum falschen Zeitpunkt dort. Entweder sie waren noch nicht so weit oder die meisten waren schon verwittert. Zum Glück hatte ich aber hier und da auf Reisen einen Zufallsfund. Doch Anfang der Woche hat es auch zu Hause endlich wieder geklappt! Auf gut Glück bin ich mit Ausrüstung in den Wald gestiefelt und siehe da: Der umgestürzte Baum war voll mit Pilzen, mehr noch als in den vergangenen Jahren.
Eine Kleinigkeit erschwerte das Fotografieren in diesem Jahr: Der Stamm, der noch im letzten Jahr auf dem stehen gebliebenen Stumpf auflag und somit einen gewissen Abstand zum Boden hatte, war im Laufe des Jahres abgerutscht und liegt nun völlig auf dem Boden, mitten zwischen Brombeerranken. So musste ich mich erst einmal dort durchkämpfen, bis ich mich an die Arbeit machen konnte. Und kaum hatte ich die Kamera in der Hand, sog mich der Pilz förmlich ein mit seinen Linien und Strukturen. Dazu kamen wechselnde Lichtverhältnisse, die ich mir ebenfalls zu Nutze machte.
Der Flow
Ich war selbst ganz überrascht, dass ich dieses Mal ganz andere Fotos gemacht habe als sonst. Natürlich liegt das auch daran, dass ich nun ganz andere Linsen zur Verfügung habe. Zum Einsatz kamen sowohl das Lensbaby Composer II Sweet 35 als auch das modifizierte Helios-44. Von beiden war ich in Kombination mit diesem Pilz total angetan. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass sich das Helios hier so gut schlägt! Ich konnte gar nicht mehr aufhören.
Viele Bilder sind aber auch ganz klassisch mit dem Makro entstanden, dem Sigma 105mm 2.8. Dazu ein Zwischenring, um näher an das Motiv heran gehen zu können und die Naheinstellgrenze zu verringern. Auch mit diesem Objektiv sind Bilder entstanden, wie ich sie noch nie gemacht habe. Woher die Ideen kamen? Ich habe keine Ahnung. Mir ist an dem Tag das Beste passiert, was einem Naturfotografen draußen passieren kann: ich war völlig im Flow und habe nur noch intuitiv gehandelt. Heraus kamen die Bilder, die ich euch heute hier zeige.
Habt ihr noch Fragen zur Entstehung der Bilder? Dann meldet euch gerne bei mir!
Eure Christine
Thomas Wester
14. Oktober 2022at23:57Ein schöner Bericht, mit Liebe geschrieben und samt schönen Bildern 👍 viele Grüße, Thomas 👋
Christine Averberg
15. Oktober 2022at8:17Herzlichen Dank, Thomas! Das freut mich!
Njikoha
15. Oktober 2022at13:56Du hast einen sehr schönen Blog den man gerne liest. Es ist ruhig und nicht aufgeregt geschrieben und man spürt die Liebe zur Natur und Fotografie – ein Lebensgefühl durch Deine Bilder und Worte. Eine sehr gute Idee diesen Blog zu erstellen!
Herzliche Grüße,
Njikoha
Christine Averberg
15. Oktober 2022at17:41Vielen herzlichen Dank! Das freut mich sehr, dass du den Blog gerne liest und dir die Artikel gefallen. Lieben Dank für deine Rückmeldung!