Ein Nachmittag im Wald

Einige von euch haben es auf Instagram oder Vero schon mitbekommen: Letzte Woche war ein wichtiger Tag für mich. Und damit meine ich nicht das offizielle Erscheinungsdatum des Buchs, an dem ich mitschreiben durfte, sondern den ersten Fototag seit sechs Wochen! Das war eine ziemlich lange Durststrecke, die durch eine Kombination aus Zeitmangel, unpassendem Wetter, gesundheitlichen Problemen usw. entstanden ist. Doch letzte Woche passte endlich wieder alles zusammen.

Scouting

Daher ging ich an einem Nachmittag ganz ohne Ausrüstung in den Wald. An dem Tag hatte ich nur begrenzt Zeit, wollte diese aber dennoch gut nutzen. Also lief ich meine übliche Runde durch den Wald unweit meiner Arbeitsstelle, um zu sehen, wie weit die Vegetation dort ist. Gibt es schon Pilze? Wie sehen die Moose aus? In welchem Zustand befindet sich das Laub? Alles Fragen, die ich beantwortet haben wollte, bevor ich mich ans Fotografieren begab.

Das Ergebnis der Runde war relativ ernüchternd. Pilze habe ich nur vereinzelt gefunden (ok, wenn ich an anderen Stellen weiter im Wald gesucht hätte, wären es vielleicht mehr gewesen), die Moose drängten sich mir jetzt nicht gerade als Motiv auf und das Laub hing noch grün und leicht vertrocknet an den Bäumen. Kurz vor Ende der offiziellen Runde gibt es einen kleinen Trampelpfad, der zu einem Bach führt. Hier fotografiere ich im Frühjahr gerne Schneeglöckchen, Märzenbecher, Buschwindröschen und Gelbe Windröschen.

Als ich auf diese Stelle zulief, fielen mir direkt die im Gegenlicht leuchtenden Spinnfäden auf. Überall schwebten sie umher, schufen Verbindungen zwischen Bäumen, Blättern, Zweigen. Binnen Sekunden war mir klar: Wieder einmal finde ich hier mein Motiv: Spinnen, Spinnenweben, Spinnennetze! Das Altweibersommer-Motiv schlechthin. Bei genauerem Hinsehen stellte ich fest, dass die dünnen Weben im Sonnenlicht funkeln, ähnlich wie ich es schon bei den Libellen festgestellt hatte. Mit einigen Motivideen im Kopf machte ich mich zufrieden auf den Weg zurück zum Auto.

Shooting

Am nächsten Tag war ich den ganzen Tag hibbelig! Wann war endlich Feierabend?! Als es endlich soweit war, schlüpfte ich schnell in meine Outdoor-Klamotten und düste meinem Ziel entgegen. Erleichtert, dass die zähe Wolkendecke, die bis zum Mittag die Sonne verdeckte, endlich aufgebrochen und fortgezogen war. Auf kürzestem Weg ging ich zu „meiner“ Stelle, legte meine Ausrüstung ab und verschaffte mir einen aktuellen Überblick. Das Spinnennetz, was gestern noch so schön gefunkelt hatte, war kaputt und verlassen. Ernüchterung.

Aber Aufgeben stand nicht zur Debatte. Also schaute ich mich um und fand in kürzester Zeit einige weitere Netze, die in Frage kamen. Beim Fotografieren musste ich mal wieder feststellen, wie schnell die Sonne und damit die Schatten sich bewegen. Kaum hatte ich ein Motiv für mich entdeckt und war nahe dran, es gut in Szene zu setzen, fiel ein Schatten von einem Ast oder Baumstamm darauf und nahm der Szene den gesamten Zauber. So bin ich zwischendurch auf eine andere Stelle wenige Meter entfernt ausgewichen – bis es dort das gleiche Problem gab. So war es ein munteres Hin und Her zwischen vier Netzen und Spinnen an drei Stellen.

Ein großer Nachteil an dieser schönen Stelle ist, dass ein weiterer Wald ca. 150m Richtung Westen das letzte Sonnenlicht stiehlt. So bekomme ich dort leider keine richtig orange roten Sonnenstrahlen auf meine Motive. Dennoch liebe ich dieses kleine Örtchen, denn niemand kennt es, niemand sieht es und ich bin hier immer ganz für mich – oder allein mit Daniel. Solche Stellen sind wichtig, finde ich, denn sie fühlen sich jedes Mal wieder vertraut an. Man muss sich nicht lange einen Überblick verschaffen oder überlegen, wann die Sonne wo steht. Das weiß man einfach intuitiv.  

Habt ihr auch so ein „eigenes“ Plätzchen? Was macht es aus? Schreibt mir gern!

Eure Christine

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