Vom Winde verwaschen – Möwenfotografie im Wintersturm

So langsam geht es auf das Jahresende zu. Die Tage werden kürzer und kälter. Leider sind wir in diesem Jahr sehr mit Umbauen und Umziehen beschäftigt, daher kommt die Fotografie aktuell viel zu kurz. Letztes Jahr allerdings waren wir im Winter auf Rügen und haben dort im kalten Winterwind Möwen bei der Jagd fotografiert. Und weil ich mich noch immer so lebhaft an diesen Morgen erinnere, als zu all den wirklich guten Bedingungen auch noch die Sonne rauskam, möchte ich euch heute daran teilhaben lassen – dieses Mal auf etwas andere Art. Viel Spaß beim Lesen!

20:53 Uhr am Vorabend. Wir sitzen auf dem Sofa. „Morgen gibt es wieder einen goldenen Sonnenaufgang“, sagt Daniel mit Blick auf seine Wetter-App. „Sollen wir dann wieder runter zum Strand?“, frage ich. „Ich glaube, der Wind kommt passend für die Möwenjagd in der Bucht.“ Das überzeugt mich. „Goldene Sonnenaufgangsmöwen. Klingt gut!“

9:32 Uhr. Die Füße sind nun endgültig taub und die Finger wollen nicht mehr gehorchen. Das Licht wird kälter, die Kontraste härter. Zufrieden zeigen wir uns erste Ergebnisse am Kameradisplay. Der Wind pfeift uns um die Ohren. Zeit einzupacken. Zum Glück ist der Bäcker nur wenige Meter entfernt. Brötchenduft weht uns entgegen.

9:11 Uhr. Das warme Gold weicht einem gleißenderen Gelb. Das Licht durchleuchtet die tosenden Wellen und schafft so auf andere Weise vielfältige Möglichkeiten für außergewöhnliche Aufnahmen. Mit jeder Welle entstehen neue Farben. Es bleibt spannend.

8:58 Uhr. Ich spüre meine Zehen nicht mehr. An Daniels Schal hat sich Reif gebildet. Doch die Bedingungen sind nach wie vor beeindruckend. Wir können jetzt nicht einpacken. Ich bewege die Füße und Zehen und puste in meine Handschuhe. Es geht weiter.

8:45 Uhr. Das goldene Licht strahlt uns entgegen. Mit dem richtigen Winkel zur Sonne entsteht ein goldener Schein im Bild. Wenn jetzt noch eine Möwe an der perfekten Stelle durchfliegen würde… Wir geben die Hoffnung nicht auf. Die Hände schmerzen vor Kälte.

8:27 Uhr. Vorsichtig schickt die Sonne erste Strahlen über das Meer hinweg. Stück für Stück erklimmt sie den Himmel. Goldenes Licht bricht sich an den Schaumkronen der Wellen und lässt die Flügelspitzen der Möwen leuchten. Es ist märchenhaft.

8:13 Uhr. Es werden mehr Möwen und es kommt mehr Licht. Im Suchflug lassen sich die wilden Vögel über der wilden See im Wind treiben. Den Blick immer nach unten gerichtet. Es könnte einem sonst ein Leckerbissen entgehen! Mit langen Verschlusszeiten bis zu einer halben Sekunde ziehen wir mit jedem Auslösen die Bewegungen der Möwen mit. Nach jeder Serie ein Blick aufs Display: 98% Ausschuss. Alles wie immer.

8:07 Uhr. Erste Möwen lassen sich blicken. Sie lassen sich im Wind treiben und rufen einander lautstark „Guten Morgen“ zu. Beste Jagdbedingungen heute. Fische und andere kleine Meerestiere werden von Wind und Wellen in die Bucht gedrückt. Ein Schlaraffenland. Wir packen die Kameras aus. Es kann losgehen.

8:01 Uhr. Es ist Winter und es ist kalt. Der eisige Wind peitscht die Ostsee gegen die stellenweise vereiste Promenade. Wellen brechen tosend, Gischt spritzt hoch. Ich ziehe mir den Schal über die Nase. Der Himmel ist klar. Kaum eine Wolke ist zu sehen. Am Horizont lässt sich schon erahnen, wo die Sonne gleich aufgeht. Wir sehen uns an. Das sieht vielversprechend aus.

Dies war der letzte Artikel dieses Jahr, in den nächsten beiden Wochen – jeweils am Tag vor Heiligabend und Silvester – folgt ein Jahresrückblick. Also schaut noch mal vorbei!

Eure Christine

4 Comments
  • Susanne Steinhoff

    20. Dezember 2022at11:56 Antworten

    Wieder wunderschöne Fotos! Die Kombination aus dem warmen Licht und dem wilden, bewegten Wasser ist einfach zauberhaft und die Möwen sind natürlich das Highlight. Das wilde Wasser macht mich neidisch 🙂 Das einzige Wasser, welches ich gut erreichen kann, ist die… Altmühl, sprich, der längste See Bayerns 😀

    • Christine Averberg

      20. Dezember 2022at16:54 Antworten

      Vielen Dank, Susanne! Naja, „mal eben“ sind wir von hier aus auch nicht an der Ostsee… 😄

      • Susanne Steinhoff

        21. Dezember 2022at11:07 Antworten

        Umso mehr weiß man dann wahrscheinlich diese Monente zu schätzen ❤
        Schöne Weihnachtszeit!😍

        • Christine Averberg

          21. Dezember 2022at15:34 Antworten

          Danke ebenso!

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