Jahresrückblick 2022 Teil I

Das Jahr neigt sich nun endgültig dem Ende zu und es beginnt unweigerlich die Zeit, in der man ein Resümee zieht. Was ist in diesem Jahr passiert? Was habe ich erlebt? Was ist mir Gutes passiert? Woraus konnte ich lernen? Worauf bin ich stolz? Was habe ich geschafft? All diese Fragen lassen sich aufs Leben beziehen, aber auch auf die Fotografie.

Insgesamt war es fotografisch leider ein relativ durchwachsenes Jahr. Durch meine Corona-Erkrankung im Frühjahr, als endlich die Natur zum Leben erwachte und es überall zu blühen begann, war ich ganze 4 Wochen nicht einsatzfähig und auch in den Monaten danach ging es mir noch lange nicht gut. Es fehlte einfach die Energie, neben dem Vollzeitjob und dem Buchschreiben noch fotografieren zu gehen. Und dann, am Ende des Jahres, wo wider Erwarten ein wunderbar goldener Herbst sich von seiner besten Seite gezeigt hat, begannen die Zeitprobleme. Doch das hat gleichzeitig auch was Schönes: Wir bauen meine Wohnung um und Daniel zieht endlich bei mir ein. So hat all das Düstere in diesem Jahr in jedem Fall ein mehr als wunderbares Ende. Aber nun von vorne…

Schneeglöckchen im Stadtpark

Nachdem ich den ersten Monat des Jahres fast schon in fotografischer Abstinenz verbracht habe, konnte ich mich ab Februar in die allerersten Frühblüher stürzen. So konnte ich zusammen mit Daniel in einem Stadtpark Schneeglöckchen fotografieren, sicherlich unter den verwunderten Blicken vieler anderer Besucher an diesem sonnigen Sonntag. Ich kann mich noch gut erinnern, dass es mir extrem schwerfiel, die Blümchen ins rechte Licht zu rücken. Ich hatte nichts Spezifisches im Kopf, auf das ich hätte hinarbeiten können. In jedem Fall wollte ich sie nicht groß-bunt-scharf abbilden, wie es unzählige Naturfotografen schon vor mir gemacht haben.

Es war ein klassischer Fall von schlechter Laune, die sich leider den Fotos angeheftet hat. So kommt es, dass ich von diesen Bildern bislang so gut wie nichts veröffentlicht habe. Doch nun, fast ein Jahr später, ist etwas Gras über die Sache gewachsen und ich kann die Bilder neutraler betrachten. Kennt ihr das Gefühl auch? Hierzu habe ich übrigens mal einen eigenen Blogartikel verfasst. Fotografie und Emotion!

„Meine“ Plätze

Neben den ersten Schneeglöckchen konnte ich bald auch Märzenbecher fotografieren. Diese wachsen an „meiner“ Stelle im Wald nahe meiner Arbeitsstätte. So kann ich im Frühjahr pünktlich zum Sonnenuntergang nach der Arbeit dorthin fahren und mich mit den hübschen Blüten in Kombination mit dem Bach im Hintergrund austoben. An dieser Stelle habe ich im Spätsommer auch meinen Spinnenfotos gemacht. Einen Artikel dazu kannst du hier lesen: Ein Nachmittag im Wald!

Bevor mich Corona dann für einige Wochen außer Gefecht setzte, konnte ich noch einer für mich ganz besonderen Blume einen Besuch abstatten: Dem Leberblümchen. Für mich hat es eine sehr wichtige Bedeutung und so zieht es mich jedes Jahr wieder dorthin. Mit dem Spiegeltele, dem Lensbaby und diversen Zwischenringen habe ich in diesem Jahr die hübschen Blüten anders in Szene gesetzt, als ich es sonst gemacht habe.

Quarantäne und Long Covid

Glücklicherweise haben wir nicht nur einen Balkon, sondern auch einen Garten zur Verfügung. Während wir also in Quarantäne waren und uns anfangs noch relativ fit fühlten, konnten wir also die Möglichkeiten, die sich uns dort boten, in aller Ruhe ausschöpfen. Da waren die Buschwindröschen, die in einer waldigen Ecke des Gartens blühen, der Blick auf einen leuchtend rosa blühenden Kirschbaum vom Balkon aus, unendlich viele Spinnennetze am Garagendach-Überstand und nicht zu vergessen die Vögel auf dem Balkon vor unserem Küchenfenster. (Dazu habe ich eine Bildentstehung geschrieben.) So konnten wir, auch als es uns langsam immer schlechter ging, dennoch weiter fotografieren, was die Laune erheblich aufhellte.

Die Tage vergingen und die Tests waren noch immer positiv. Doch je schwächer die Tests anschlugen, desto schlechter ging es uns. Als wir nun endlich wieder vor die Tür durften, kamen wir kaum vom Haus weg. Erste Spaziergänge führten uns an den ca. 200m entfernten Stadtrand, wo wir täglich hinliefen und uns Stück für Stück weiter vorarbeiteten. Nach einigen Tagen „Training“ nahmen wir die Kameras mit und konnten das eine oder andere Wildtier auf den Sensor bannen. Während dieser Wochen waren YouTube-Videos von anderen Fotografen bei uns sehr hoch im Kurs. So hatten wir wenigstens passiv die Möglichkeit, uns mit Fotografie zu beschäftigen. Zudem war natürlich auch endlich jede Menge Zeit, das Buch weiter zu schreiben und das Fotoarchiv aufzuräumen…

Erste Ausflüge

Unsere ersten Ausflüge nach der Infektion sahen anders aus als sonst. Statt stundenlanger Spaziergänge mit Ausrüstung auf dem Rücken war nun selbst der eine kleine Kilometer vom Parkplatz bis zum Wald im Nachbardorf eine riesige Herausforderung. Bei den Buschwindröschen dort angekommen mussten wir erst einmal eine längere Pause einlegen, bevor überhaupt an Fotografieren zu denken war. Doch konnten wir hier nun all die Inspiration, die wir durch die Videos bekommen hatten, ausleben und neue Techniken und Ideen ausprobieren. Was für ein Genuss, endlich wieder mitten im Wald zu sitzen, den Vögel zu lauschen, den Wind auf der Haut spüren!

Auch in den Bärlauchwald haben wir es trotz heftigem Anstieg geschafft. Es dauerte ewig, doch wir bissen uns durch – viel zu verlockend war die Vorstellung, den fluffig weißen Blütenteppich am Waldboden gleich zu unseren Füßen zu sehen. Der Duft der Pflanzen lag in der Luft und irgendwann hatten wir es geschafft. Auch und vor allem hier war eine längere Pause vonnöten, bis wir wieder genug Puste und Kraft hatten, uns überhaupt ansatzweise mit Fotografie zu beschäftigen. Die Ideen kamen nur langsam, doch das eine oder andere brauchbare Bild ist dennoch entstanden. Weitere abendliche Ausflüge führten uns zu den Orchideen und Maiglöckchen. Mit zunehmender Kondition waren die Ziele endlich auch leichter zu erreichen. Es ging aufwärts!

Erster Urlaub des Jahres

Ende Mai fuhren wir mehr oder weniger spontan an die Nordsee. Die Luft tat unglaublich gut, das Salz weitete gefühlt unsere Lungen und wir genossen es, endlich wieder mobil zu sein. Das Wetter war, wie es sich für die Nordsee gehörte: Sonne und Regenschauer, Sturm und Wellen. Mehr als einmal bekamen wir den Hintern so richtig nass. Doch es hat sich mehr als gelohnt! Ganz besonders sind mir die Abende an einem naturgeschützten Strand in Erinnerung geblieben, an dem wir Watvögel fotografierten. Hier hat sich in den letzten 20 Jahren ein Süßwasserbereich gebildet, der vielen Vögeln als Zuhause dient. Als ob ihnen das Wetter nichts aus machte, flitzten die Vögel am Strand hin und her, hier und da kullerte einer der kleineren Vögel auch mal über den Sand.

Um uns vor der Nässe im Boden zu schützen, hatten wir unsere Isomatten mit (alte, faltbare Bundeswehrmatten – sehr zu empfehlen!). Doch an beiden Abenden hatten wir es geschafft, völlig durchnässt zu sein. Einmal habe ich die Matte zwar ausgebreitet, mich beim Fotografieren aber immer mehr von ihr entfernt, das andere Mal habe ich sie direkt zusammengefaltet am Rucksack gelassen – warum auch immer. Letztlich war es egal, denn der Regen hatte uns ohnehin voll erwischt. Der Wind hatte irgendwo in den Dünen trockenen Sand aufgewirbelt und uns zuverlässig damit eingepudert. Wie panierte Schnitzel lagen wir am Strand, Sand überall! In der Unterhose, in der Jackentasche, im Fotorucksack usw… Und noch jetzt finde ich Sand in meinem Auto.

Das war der erste Teil des Jahresrückblicks! Ich wünsche euch von Herzen wunderschöne Weihnachten. Genießt die Tage im Kreis eurer Liebsten und nutzt vielleicht die eine oder andere Chance, um die Zeit mit Fotografie zu verbringen!

Nächste Woche Freitag gibt es dann den zweiten Teil des Rückblicks.

Bis dahin!

Eure Christine

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